Letztens, Lorca

Eine Ballade, zu Hommage an den Dichter Federico Garcia Lorca.

Dichterin Rachel Clarke

Sprachversionen:
Deutsch, Letztens, Lorca. / Original Rachel Clarke
Englisch, Lately, Lorca. / Übersetzung Rachel Clarke
Spanisch, Últimamente, Lorca, Übersetzung Helena Estela Baeza

Prämisse:
Die Erzählerin kehrt aus ihrem Urlaub in Andalusien zurück und stellt fest, dass der spanische Dichter und seine Entourage ihre Berliner Wohnung in Beschlag genommen haben. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.

Schwarzer Regenbogen über Berlin.
Auf seiner Welle surft Lorca,
verschwindet und erscheint,
wie Ebbe und Flut im Hitzedunst.
Wildgartenbehaart, sandige Haut,
Flamenco-Fersen stampfend,
lachende Augen mit Tränen flackernd,
beindruckend bekleidet in Rot,
sprüht Worte wie Blut,             
die fortwährend als Rubinsterne
am Nachthimmel glänzen.

Ich verließ Granada mit Bedauern,
mit Spuren von Lorca eingebettet
in den Augen, Haar und Wangen.
Seitdem hockt Lorca auf meinem Schreibtisch im Schneidersitz,
erhitzt die klebrige Masse in seiner Opiumpfeife,
und in einer Wolke qualmenden Rauchs behauptet er,
dass seine andalusischen Zeitgenossen tot lebendiger seien,
als die heutigen Dichter von Nordeuropa.

Gesamtdauer 12 Min.