Park. Berlin. Wildnis.

Eine Ballade von Rachel Clarke zum Rechtsrück in Deutschland.

Die englische Übersetzung heisst “Park. Berlin. Wildernis”.

R. und J. genießen einen Ausflug in den Naturpark Südgelände in Berlin, dem zum Ende des 2. Weltkriegs stillgelegten Rangierbahnhof, der sich seitdem verwildern darf.  Als J. verschwindet, macht sich die Erzählerin R. auf der Suche. Als ein Zug aus den 1920er Jahren plötzlich aus dem Laubwerk hervorbricht, bringt er Passagiere mit, die sich nach Ordnung und einer autoritären Herrschaft sehnen. Vergangenheit und Gegenwart verflechten sich. Wer sind diese Menschen?

I.

Endbahnhof.
Verrostetes Eisen.
Bemosste Gleise.
Entspannte Stimmung.
Rücken am Holz,
Nase in der Luft,

lausche ich… 

Keine boomende Bässe,
Keine eilende Passanten,
Keine zischende Chefs,
Keine wachsende Papierstapel,
Keine skandalierende Bildschirme -

Funkstille.

Silberner Wind in den Birkenbäumen.
Erwartete Rasseln der Kronen.
Entfernter Donner.
Ausbleibender Blitz.

Zu meiner Linken liegen die Picknikreste.
Eine Zigarillo, ausgedrückt auf einer Passionsfrucht-Pelle,
Eine Flasche Whisky von der Insel Raasay, halb leer,
Ein verblassendes Buch, Die Ostdeutschen als Avantgarde
Ein Stück geschmolzener Brie-Käse,
Ich, im Schatten meditierend,
J. in der Sonne, schlafend, zuckend,
Bald bin auch ich am Schlummern.

II.

Neben meinem Ohr beginnt unbetretene Erde zum Gedeihen,
eignet sich Armeisen-Horden an, kreucht mit Kröten.
Der ungezähmte Dickicht wuchert weiter in der unnatürlichen Hitze
Ochsenfrösche quaken gen Himmel, verlangen Regen.

Gesamtdauer 20 Min.